Martigny - Ventimiglia August 2012
Erfahrungsbericht
Passend zur Rückreise im vergangenen Jahr hatte diesmal schon der Nachtzug auf der Hinfahrt Verspätung, bei der Ankunft in Basel ca. eine Stunde. Entgegen der üblichen Regel, nach der sich Verspätungen nicht aufholen lassen, erreichte ich den Startpunkt Martigny durch eine günstigere Anschlußverbindung jedoch gerade mal 20 Minuten später als geplant. Also: Schwamm drüber.

Auch die Wetterverhältnisse waren insgesamt so gut wie lange nicht mehr. Beim 3. Versuch konnte man endlich mal sehen, wie schön es am Fenetre de Durand wirklich ist. Geregnet hat es nur an den Tagen drei und vier, danach auf französischer Seite nur noch strahlend blauer Himmel, auf italienischer Seite zwar manchmal etwas dunstig und nebelig, aber ebenfalls immer trocken bei angenehmen Temperaturen.

Dies war bei der Querung auf der Mont-Blanc-Südseite allerdings noch nicht absehbar. Daher habe ich nach der Regenschlacht am Col de la Seigne nicht in Les Chapieux übernachtet, sondern bin statt dessen über Bourg St. Maurice direkt nach Moutiers gefahren und habe die Beaufortain-Etappe mit dem Col du Coin ausgelassen.

Alle weiteren Etappen hätte ich dann wie geplant fahren können, wenn, ja wenn ich in Vinadio eine Übernachtungsgelegenheit gefunden hätte. Hier hat sich bewahrheitet, daß im August Hauptreisezeit der Italiener ist und es bei den Unterkünften zu Engpässen kommen kann. Die Folge waren noch zwanzig flache Kilometer weiter bis Borgo San Dalmazzo. Daher ist dann auch der Schlenker über die Bassa du Druos ausgefallen. Dies wäre ebenfalls die dritte Überquerung gewesen, im Gegensatz zum Fenetre de Durand hatte ich hier aber beide Male gute Verhältnisse.

Bei dieser Tour standen erstmals schon laut Roadbook zwei 3000-Höhenmeter-Etappen auf dem Plan. Der bisher einzige 3000-Höhenmeter-Tag in den Alpen endete 2009 nach einer ungeplanten Etappenverlängerung mit zusätzlichen 400 Höhenmetern um 19:45 am Col de la Cayolle. Vor diesem Hintergrund habe ich die beiden Unterkünfte am Vortag reservieren lassen, was auch gut funktioniert hat.

Nicht ganz so funktioniert hat dagegen die Absprache bezüglich Frühstück im Refuge La Monta. Weil dieses bereits abends vorbereitet würde, hätte man schon ab 5 Uhr frühstücken können sollen. Allerdings fand ich um 6:00 Uhr alle Türen verschlossen vor. Zwei Müsliriegel und die im Körper gespeicherten Reserven vom guten Abendessen mußten reichen. Um 6:10 Uhr ging es an den Start der Königsetappe mit fünf Passen über 2700 m, Zielankunft in Fouillouse 18:15 Uhr. Glücklicherweise gab es auch hier ein hervorragendes Abendmenü.

Kaum zu toppen ist die Speisefolge im Posto Tappa Ceaglio in Vernetti. Zählt man jedes Schmankel mit, sind es deutlich mehr als sechs Gänge. Dabei verkommen die Portionen auch nicht zu Suchspielen auf den Tellern, bei Bedarf gibt es sogar Nachschlag. Und Routenvorschläge gibt es immer noch vom Schweizer Peter Vogt.

An der Auffahrt zum Tenda-Paß treffe ich Gabriel, Tourguide bei Bike-Alpin. Er will kurze Zeit später den Klassiker von Martigny zum Mittelmeer führen und fährt daher die Strecke zum Kennenlernen ab. Auch er hatte in Vernetti übernachtet und am Folgetag Probleme ein Zimmer zu finden, ist dann erst gegen 21:00 Uhr in Limone angekommen.

Insgesamt eine rundum gelungene Tour, bei der fast alles gestimmt hat. Einzig das Velo spielte diesmal nicht ganz so mit wie gewohnt: Vorne betrug der Federweg am Ende nur noch 50 mm, hinten hakte wohl als Folge der Verhältnisse bei der Zweitagestour zeitweise der Freilauf und zwei Kilometer vor Ende des letzten Offroadabschnitts überhaupt gab es auch noch einen Platten.

Dafür verlief die Rückreise einschließlich der selbst zusammengestellten Bahnverbindung von Ventimiglia bis Domodossola ohne nennenswerte Zwischenfälle.