Argentinien - Altiplano Oktober 2011
Erfahrungsbericht
Begonnen hat mein erster Ausflug nach Südamerika mit einer unvorhergesehenen Städtetour durch Madrid: Nach Ankunft der Lufthansa-Maschine gegen 18:15 Uhr sollte es eigentlich um 22:05 Uhr mit Aerolineas weiter Richtung Buenos Aires gehen. Tatsächlich ging der Flieger aber erst am nächsten Tag um 18:00 Uhr. Alles in allem kein größeres Problem, sämtliche fast 400 auf den Flug gebuchten Personen wurden nach und nach in ein nahes Hotel gebracht. Kurzzeitige Unruhe kam nur auf, als mir sieben Moutainbiker aus Schweiz ungefähr 45 Minuten vor der vermeintlichen Abflugzeit telefonisch mitteilten, daß sie am Gate stehen und der Flieger normal starten würde. Einzig die Tatsache, daß für einen so großen Flieger doch ungewöhnlich wenig Personen vor Ort wären, konnte mich halbwegs beruhigen ...

Mit einem Tag Verspätung haben wir dann Salta erreicht, wodurch eine von zwei Übernachtungen in Chicoana entfiel und die Bikeetappen der ersten drei Tage auf zwei Tage komprimiert werden mußten. Nach der schrittweisen Höhenanpassung mit übernachtungen auf 1800 (Termas de Reyes), 2200 (Purmamarca) und 2900 Meter (Humahuaca) ging es am vierten Tag mit dem Paso de los Condores erstmals bis knapp an die 4000-Meter-Marke. Es folgten zwei übernachtungen in Iruya (2800 m) und eine weitere in Purmamarca, bevor dann die höchsten Pässe Lipan (4170 m) und Acay (4895 m) sowie zwei übernachtungen in San Antonio de los Cobres (3774 m) auf dem Programm standen.

Wie gut oder eben nicht gut ich die ungewohnten Höhenlagen vertragen habe, kann ich nicht abschließend beurteilen. Tatsache ist, daß ich fast zwei Tage mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen hatte. Diese hatten sich am Abra de Lipan eingestellt und ließen erst am Morgen nach der zweiten übernachtung in San Antonio nach. Noch beim Frühstück bin ich davon ausgegangen, daß ich für die komplette Auffahrt zum Abra del Acay genauso den Bus nutzen würde wie am Vortag zum Viaducto la Polvorilla, als ich nur die Abfahrt auf den Schienen des Tren a las Nubes per Bike angetreten habe. So aber konnte ich nach dem Transfer die eigentliche Steigung von 4100 auf fast 4900 Meter mit dem Bike zurücklegen. Daher führe ich die Kopfschmerzen eher auf Verspannungen durch "verkampftes Ankämpfen" gegen den böigen Wind am Abra de Lipan zurück.

Eine besondere Erfahrung bleibt der Abra del Acay in jedem Fall. Sabine, die zusammen mit Carla, Nicole und Tourguide Rolf die komplette Strecke von San Antonio mit dem Velo zurückgelegt hat (die Männer hatten ansonsten ja gänzlich gekniffen), wäre auf der Paßhöhe fast vom Winde verweht worden. Ronald wollte zu Fuß noch die 5000 Meter knacken, mußte aber bereits nach wenigen Metern ebenfalls wegen des starken Windes aufgeben.

Auch die weiteren Etappen führten ausnahmslos durch faszinierende Landschaften. Nur die Fahrleistungen standen fortan in keiner Relation mehr zu den üppigen und dazu auch noch überaus schmackhaften Mahlzeiten. Insbesondere das Asado von Mariano und Juan in der Finca El Carmen wird unvergeßlich bleiben.

Wie bereits der Hinflug läßt sich auch der Rückflug nur als bedingt reibungslos bezeichnen. Nachdem ich um 15:51 Uhr mit zwei Stunden Verspätung den Aerolineas-Flieger verlassen konnte, winkten noch im Terminal 1 zwei Damen mit meiner Bordkarte, an der Passkontrolle konnte ich mich mit einem undefinierten Mix aus diversen europäischen Sprachen direkt zum Schalter vorgedrängeln. Wie schwer die Verletzungen von den anderen Reisenden sind, welche ich auf dem Weg zum Terminal 2 über den Haufen gerannt habe, ist mir nicht bekannt. Dann noch schnell durch die Handgepäckkontrolle und im Anschluß daran auf den letzten Metern zum Gate alle 5 Schritte einmal die Hose wieder hochziehen, weil ich den Gürtel erst im Flieger wieder einfädeln konnte. An Gate 56 entsetzt verstellen, daß dieses bereits geschlossen ist. Ein erneuter genauerer Blick auf die Bordkarte läßt mich dann aber schnell erkennen, daß dort handschriftlich die Gatenummer in 62 geändert wurde. Ein letzter 90-Meter-Sprint und ich steige pünktlich um 16:19 Uhr als letzter Passagier in die Lufthansa-Maschine! Dabei ist mir noch nicht klar, wie der Kapitän folgenden Satz gemeint hat: "Ich bedanke mich bei allen Passagieren, daß sie so zügig eingestiegen sind."