Oberstdorf - Riva Juli 2011
Erfahrungsbericht
Von Oberstdorf zum Gardasee auf einer nicht unbedingt sehr direkten Route: Die Etappen vier und fünf am Ortler verlaufen eher von West nach Ost denn in Nord-Süd-Richtung. Und auch die Abstecher über den Passo Cercena und den Lago di Tovel folgen nicht gerade einer gezogenen Schnurr.

Die Tour sollte möglichst viele von mir bisher noch nicht befahrene übergänge mit einigen bereits bekannten Highlights verbinden, wobei wie schon in den letzten Jahren witterungsbedingt auch diesmal wieder kurzfristige änderungen am Streckenverlauf notwendig waren. So habe ich nach 2006 zum zweiten Mal die Doppelseescharte über das Verbellner Winterjöchl umfahren und die Ehrenrunde um den Piz Bernina gänzlich gestrichen.

Bei den ersten drei Etappen war jeweils der erste übergang so verregnet, daß es vom Schrofenpaß, vom Verbellner Winterjöchl einschließlich Kops-Stausee und von der Auffahrt zum Pass da Costainas kaum Fotos gibt. Nachmittags kam dann zeitweise sogar mal die Sonne durch, zumindest war es meist trocken.

Ab Naturns kehrten sich dann die Vorzeichen um. Morgens strahlend blauer Himmel, ab 13:00 Uhr Regen mit teilweise heftigen Gewittern, am Passo Cercena vermischt mit einem Hagelschauer.

Gänzlich trocken waren nur zwei Etappen: Die letzte vom Lago di Tovel zum Gardasee und glücklicher-weise die fünfte über das 3123 Meter hohe Madritschjoch.

Von der Naturnser Alm ins Ultental hatte ich mir auf der Karte einen Weg über die Falkomai-Almen ausgesucht, war mir aber nicht sicher, ob dieser mit dem MTB machbar sein würde. Im Internet habe ich dann unter http://www.comploj.bz.it eine Beschreibung zu genau diesem Streckenabschnitt gefunden: "Weg bis zu einer Holzhütte 98% fahrbar, zur äußeren Falkomaialm bergauf schieben, vom Falkomai-See bergab ist der erste Teil leicht ausgesetzt, das Rad ist zu tragen bzw. zu schieben". Grundsätzlich alles richtig, wobei das ausgesetzte Stück eine bei Regen sehr rutschige Steinplatte enthielt. Da half dann nur, das Velo am Drahtseil zu sichern, auf dem Hinterteil die Steinplatte runterrutschen, Rucksack parken und irgendwie das MTB angeln.

Zweimal waren die angesteuerten Unterkünfte eigentlich ausgebucht. So landete ich in St. Gertraud im Ultental im Nebenhaus in einem Raum, dessen Schlüssel mit "Bügelzimmer" beschriftet war. Die Fläche des Zimmers war mit zwei Betten bereits gut ausgenutzt, für eine Nacht war die Bleibe aber allemal ausreichend.

Am nächsten Tag steuerte ich in Dimaro im Val di Sole das Hotel Serena an, wo ich bereits früher schon einmal übernachtet hatte. Auch hier gab es im eigentlichen Hotel kein Zimmer mehr, ich wurde in einem etwa 500 Meter entfernten Apartment untergebracht: großer Wohn-/Eßbereich mit einem Doppelbett, Schlafzimmer mit Doppelbett, kleiner eigener Balkon und Zugang einer ca. 6 m x 6 m großen über-dachten Terrasse.

Dann war da noch die Rückreise. Morgens mit dem Rad von Arco nach Verona, von Verona mit dem Nachtzug bis München und weiter ins Sauerland, eigentlich ganz einfach, zumindest dann, wenn man keinen deutschen Zugbegleiter hat, welcher meint, um 4:00 Uhr in der Nacht am Brenner das Problem "überfüllte Nachtzüge aus Italien" mit Italienern ausdiskutieren zu müssen. Ergebnis: Der Zug verläßt den Brenner genauso voll, wie er dort angekommen ist, nur leider so spät, daß der reservierte Anschlußzug in München bereits weg ist. Was folgt, ist eine Odyssee mit Bahn und Bus durch Deutschland: Wegen Streckensperrung ein zweites mal nach Augsburg und auf einer Umleitung weiter, laut Zugbegleiter in Ulm umsteigen in einen ICE, welcher natürlich keine Velo's transportiert, also warten auf den nächsten "Nicht-ICE" und zum Abschluß noch Schienenersatzverkehr im Siegerland.