Susa - Riva Juli 2009
Erfahrungsbericht
Dieser Alpencross von Susa nach Riva läßt sich in drei einzelne Touren unterteilen. Der erste Teil folgt bis ins Aosta-Tal der Route Susa-Zermatt. Weiter geht es von Aosta durch die Walliser Alpen nach Locarno am Lago Maggiore. Das dritte Teilstück führt auf der Südseite der Ostalpen an den norditalienischen Seen vorbei zum den Gardasee.

Entsprechend unterscheidet sich auch der Tourencharakter. Nach dem Lago Maggiore geht es mit dem Passo del Camisolo nur noch einmal auf über 2000 Meter. Bis dorthin sind allein sieben Pässe höher als 2750 Meter, höchster Punkt ist der Col Lauson mit 3299 Metern.

Nach der Anreise mit dem Zug über Mailand und Turin nach Susa sollte es am gleichen Tag eigentlich nur noch 1200 Höhenmeter bis zum Posto Tappa il Truc gehen. Weil dieses allerdings geschlossen war, endet der Prolog mit 1700 Höhenmetern am Rifugio La Riposa. Dabei sank die Temperatur bereits während der Auffahrt von 35°C in Susa bis 15°C. Am nächsten Morgen sind es nur noch 3°C, von französischer Seite kommt leichtes Schneegestöber herüber. Bei der Abfahrt vom Colle Croce di Ferro klart es aber schnell wieder auf, im Tal sind es dann schon wieder über 20°C.

Der verwachsene Weg vom Colle Gavietta zur Alpe Bianetto unterscheidet sich nicht von diversen Viehsteigen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Der Unterschied wird erst klar, wenn der vermeintliche Weg mal wieder unvermittelt endet.

Ab Noasca folgen die vielleicht eindrucksvollsten Etappen der Tour. Auf der Paßstraße geht es zum Col del Nivolet in den Gran Paradiso Nationalpark und dann auf einem Reitweg von König Vittorio Emanuele II über die Costa la Manteau ins Valsavarenche und weiter über den Col Lauson nach Cogne. Am Colle Pontonnet und am Fenetre de Durand wäre schöneres Wetter wünschenswert gewesen. Insbesondere die Etappe von Cogne über den Colle Pontonnet ins Aosta-Tal wird als "gebrauchter Tag" in Erinnerung bleiben: Verschneite Paßhöhe, Sichtweite teilweise nicht mehr als fünf Meter, Gewitter, Tachohalterung defekt, Platten und als Krönung stellte sich in Aosta auch noch heraus, daß der Kleber im Flickzeug eingetrocknet war.

In den Walliser Alpen führt die Originalroute über den 2919 Meter hohen Col de Riedmatten. Dieser Route bin ich bis zum Cheilon-Gletscher gefolgt. Der Aufstieg zum Riedmatten erschien mir allerdings zu heikel, weil ich dort fast nur loses Geröll gesehen habe. Hinzu kam die Tatsache, daß ich in den vorangegangenen Tagen auch in deutlich niedrigeren Lagen bereits ausgeprägte Altschneefelder überqueren mußte. Ich bin daher umgekehrt und habe die Alternativroute nach Evolene genommen.

Unangenehm waren die langen Asphalt-Etappen nach beziehungsweise ab Domodossola und von Fusio zum Lago Maggiore. Besonders die beiden Abfahrten ziehen sich zum Ende hin, weil der typische Gegenwind aus der Poebene, welcher fast jeden Nachmittag aufkommt, das hier nur noch geringe Gefälle förmlich aufzehrt. Auf der Etappe zum Lago Maggiore konnte ich anfangs noch den Windschatten von einem Rennradpärchen nutzen. Als weitere Rennradler hinzu kamen, wurde das Tempo verschärft; auch kein Problem, solange es immer noch leicht bergab geht. Ab der zweiten kleineren Steigung war die Verfolgung einer Rennradgruppe mit Mountainbike und Alpencrossgepäck allerdings ein hoffnungsloses Unterfangen.

Die folgenden Tage in den Ostalpen waren geprägt von dunstigem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit und entsprechend eingeschränkter Fernsicht. Abgesehen von zwei Etappen blieb es aber zumindest tagsüber trocken. Nur die Etappe von Locarno nach Lugano fiel gänzlich ins Wasser und die Etappe von Roncobello habe ich in Lizzola vorzeitig beendet.

Fast schon erschreckend waren die Gegensätze auf der letzten Etappe: Bis zur Malga di Lorina sieht man vielleicht mal einen vereinzelten Wanderer, auf der Abfahrt vom Tremalzo dann so viele Mountainbiker wie in den vergangenen zwanzig Tagen zusammen. Unbeschreiblich bleibt aber in jedem Fall das Gefühl, wenn man nach fast 39000 Höhenmetern und 1200 Kilometern am Tremalzo-Scheiteltunnel steht oder von der Punta dei Larici auf den Gardasee blickt.